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8. Klasse: Schüleraustausch Planegg-Meylan

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17.6.1999 - 30.6.1999

<Vous avez eu un bon voyage?> "Ähhh,...Oui? Non! Bon!"
<Depuis quel temps est-ce que vous étes arrivés ?> "Ähh,...was hat sie gesagt? Oui, bon, non, ici, aussi,..."

Die ersten Dialoge verliefen bereits recht zufriedenstellend, denn wir blickten in die verständnisvollen Gesichter unserer Gasteltern, die uns in die diversen Fahrzeuge packten und sich über unser ständiges <Oui> und <D'accord> freuten, da sie so pflegeleichte Kinder nicht erwartet hatten.

Das erste Frühstück. <Tu veux un bol?> "Hä? Was soll ich mit einer Suppenschüssel am Morgen?" Nein, das sind nur Kaffeehaferl ohne Henkel zum Fingerwärmen im Winter.

Die Schule. Wie eine Festung liegt die Schule hinter einem hohem Zaun. Erst ein paar Minuten vor 8 Uhr wird sie geöffnet und von etwa zweihundert Schülern gestürmt. Der Rest lässt sich etwas mehr Zeit. Wer zu spät kommt, steht vor verschlossenem Gitter, da die Concierge, nach dem großen Ansturm um 8 Uhr, die "Zugbrücke" wieder hochfährt. Die "Tritschler" stehen dann ein paar Minuten am Pranger und haben Zeit sich eine geeignete Entschuldigung einfallen zu lassen.

Der Schulbetrieb. Wir werden in Gruppen zu dritt eingeteilt und besuchen den Unterricht in den verschiedenen Klassen, der aber am Schuljahresende nur noch sporadisch stattfindet. Überall sieht man die fröhlichen Auflösungserscheinungen eines zu Ende gehenden Schuljahres und die hilflosen Versuche der Lehrer, "Law and Order" aufrechtzuerhalten. In den ersten Unterrichtstagen verstanden wir zunächst einmal nur <Gare>.

Zwischen den Stunden kommt es in den Gängen zum vollkommenen Chaos, da die Schüler und nicht die Lehrer das Klassenzimmer wechseln. Derselbe Verkehrsstau herrscht in der Kantine, die dem guten Ruf der französischen Küche nicht ganz gerecht wird. Dafür versorgen uns die Eltern, als ob wir aus den Hungergebieten dieser Welt kämen.

Gewöhnungsbedürftig war für uns das ständige <Faire la bise> (Küsschen links, Küsschen rechts). Doch wenn der Partner stimmte, war es gar nicht so unangenehm.

Die Exkursionen. Neben der obligatorischen Stadtbesichtigung erlebten die ortsansässigen Geschäfte einen wirtschaftlichen Aufschwung, da einige versuchten, das Taschengeld gleich am ersten Tag gründlich auszugeben. Auf die Frage der Kulturbeauftragten der Stadt Meylan, welche kulturelle Stätten in Grenoble beheimatet sind, wurde an erster Stelle der Hypermarché <Carrefour> erwähnt. Weit abgeschlagen kamen dann die Ausgrabungen in der Kirche von <St. Laurent> und das Heimatmuseum <Musée Dauphinois>.

Ein eindrucksvolles Erlebnis war der Besuch des Kartäuserklosters in der Chartreuse. Da das Kloster selbst nicht zu besichtigen ist, gewannen wir einen interessanten Einblick in das tägliche Leben der Mönche, die ein Schweigegelübte abgelegt haben, in dem Museum, welches früher das Verwaltungsgebäude war und ein Bindeglied zwischen der Welt und dem Kloster bildete.

Wir stiegen danach zum Kloster auf, welches zwischen gewaltigen Bergmassiven liegt, und es gelang uns etwas, was uns während des Unterrichts noch nie gelungen ist: Wir hielten tatsächlich den Mund und respektierten die Stille dieses Ortes. Während wir hoch über dem Kloster fotografierten und picknickten, hatten wir das seltene Glück, einen der Mönche in freier Wildbahn zu entdecken.

Auf der anschließenden Bergwanderung weihte uns Herr Nagel in die Geheimnisse der Wildschweinjagd und der klösterlichen Wasserversorgung ein.

Der Extremabstieg in einem trockenem Wildwasserbett, vorbei an dem Gerippe einer während der Schneeschmelze offensichtlich ertrunkenen Hirschkuh und begleitet von den Geschichten über Wildschweine und Wilddiebe ließ uns die Wildheit dieser Gegend erahnen.

Anschließend besuchten wir die Destillerie des Kartäuserklosters in Voiron, wo der berühmte Chartreuse-Likör hergestellt wird. Das Rezept zur Zubereitung des Likörs ist eines der bestgehütetsten Geheimnisse der Welt und in allen Einzelheiten - es werden über 120 verschiedene Kräuter verwendet - nur jeweils drei Mönchen bekannt. Leider war die <Degustation> nur den Lehrern vorbehalten.

Auch die Fahrt in das Vercors Massiv war einer der Höhepunkte unseres Aufenthalts in Grenoble. Zusammen mit den französischen Schülern der gastgebenden Familien fuhren wir durch die schluchtenreiche Gegend des Vercors hinauf zur <Choranche> - einer der imposantesten Höhlensysteme Frankreichs.

Den Nachmittag verbrachten wir an Haken und Rollen hängend in den Baumwipfeln des <Aventure Parc>. Nachdem wir alle Schwierigkeitsgrade des Parcours gemeistert hatten, konnten wir uns bei aufrechter Körperhaltung mit den Händen an den Knöcheln kratzen. Begleitet von schönem Wetter vergingen die Tage in Meylan zu schnell und der Abschied von unseren französischen Familien war nicht nur von einer gewissen Traurigkeit erfüllt sondern auch von der Gewissheit, dass der eine oder die andere zurückkehren wird, bzw. dass der Austausch erst richtig beginnen wird.

30. Juni 1999 - Die Austauschschüler

Das sagt Betty über Martin Šm.: Mein Informant