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LK Physik beim GSF

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Seite des LK Physik

Am 22. Januar 2004 machte sich unser riesengroßer Physik-LK mit all seinen fünf (!) Mitgliedern samt Kursleiter Herrn Bell zum GSF nach Neuherberg auf. Das GSF ist, auch wenn das das Akronym nicht unbedingt vermuten lässt, das Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit. Es gehört der Helmholtz-Gemeinschaft an, welche 15 Forschungszentren im ganzen Bundesgebiet - wie zum Beispiel das von unserem Chemie-Leistungskurs alljährlich besuchte Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg - vereint. Ins Leben gerufen wurde es 1964 als "Gesellschaft für Strahlenforschung" (aha, da kommt also das "GSF" her...) und hat seitdem viele Umstrukturierungen durchgemacht.

So fanden wir uns, nach einem recht guten Frühstück in der Mensa des knapp 52 Hektar großen Geländes, in einem "kleinen" Hörsaal mit etwa 190 weiteren Gleichgesinnten, größtenteils Physik- und Chemie-LKler, wieder. Angemeldet zu dieser Veranstaltung mit den Namen "Strahlung im Alltag" hatten sich ein Vielfaches der tatsächlichen Teilnehmerzahl und entsprechend waren wir anfangs auch überrascht gewesen, dass wir überhaupt eine Zusage erhalten hatten. Doch da zeigt sich wohl mal wieder der immense Vorteil eines solchen Lückenbüßer-Leistungskurses.

Wer sich an diesem Tag nähere Informationen zum fortgeschrittenen Krebsstadium seines Gehirns aufgrund exzessiver Handybenutzung erhofft hatte, musste zunächst leider enttäuscht werden, da es sich nur um ionisierende Strahlung (also quasi Radioaktivität etc.) handeln sollte. Trotzdem waren die verschiedenen Vorträge im Hörsaal durchaus sehr interessant, da die verschiedenen Wissenschaftler uns über grundlegende Aspekte der Strahlenbelastung durch Radioaktivität, Höhenstrahlung und ähnliche Dinge aufklärten. Wer hätte gedacht, dass die künstliche Strahlenexposition auf einem Flug nach San Francisco für einen Bundesbürger etwa fünf bis zehn mal so hoch ist, wie die vom Reaktorunfall in Tschernobyl verursachte Belastung pro Jahr. Und selbst die Belastung eines solchen Fluges ist mit 0,05 bis 0,1 mSv (Millisievert) noch sehr gering, wenn man sie mit den in der Röntgendiagnostik angewendeten Verfahren vergleicht, wo eine einzige computertomographische Untersuchung 1 bis 17 mSv effektive Dosis verursachen kann. Zum Vergleich: die durchschnittliche durch natürliche und künstliche Strahlenexposition verursachte Belastung eines Bürgers in der BRD beträgt pro Jahr rund 2 mSv.

Nach den Vorträgen konnten wir uns in der anschließenden Mittagspause in verschiedene Gruppen aufteilen, die daraufhin jeweils zwei unterschiedliche Labore besuchten, um Forschung hautnah zu erleben.

Unser erster Besuch führte Michael und mich zu Herrn Lieckfeld, welcher ein wirklicher Wissenschaftler "mit Leib und Seele" zu sein schien. So zeigte uns dieser erstmal aus Uranglas hergestellte Objekte, die unter UV-Licht aufgrund ihrer Lumineszens leuchten und dadurch ein außergewöhnliches Flair haben. An mehreren alten Röntgenröhren und anderen ausgemusterten Apparaturen vorbei ging es dann zu einer Vitrine mit kuriosen Objekten, die allesamt radioaktiv sind. Wer jetzt denkt, dass hier irgendwelche Steine oder spezielle Präparate zur Schau gestellt wurden, liegt falsch, denn es handelte sich größtenteils um Alltagsgegenstände wie Fotoobjektive, Fliesen, Plakate und Kaffeetassen. Herrn Lieckfelds Geschichten über das Suchen der Gegenstände auf Flohmärkten mit unter der Jacke verstecktem Geigerzähler sorgten indes für beste Unterhaltung bevor wir zum eigentlichen Highlight des Laborbesuches kamen: die Nebelkammer. Nebst den physikalischen Erläuterungen war hier vor allem optisch etwas geboten. Alpha- und Betateilchen, Elektronen sowie Höhenstrahlung zeigen sich als ein sich ständig veränderndes Bild filigraner Nebelspuren und machen somit natürliche Radioaktivität und Strahlung aus dem Weltall für das bloße Auge sichtbar.

Der zweite Laborbesuch führte uns zu den "Rechenmodellen in der Radioökologie" und war daher etwas mehr mathematischer Natur. Hier wurde uns bestens gezeigt, wie man mit Hilfe von Computersimulationen das Verhalten radioaktiver Stoffe in der Umwelt vorhersagen kann. Anhand des Beispiels von Tschernobyl konnten wir unter anderem den Radionuklid-Transfer in den Nahrungsketten und im Boden nachverfolgen und so die zusätzliche Strahlenexposition der Menschen in den darauf folgenden Jahren oder auch bis zum Lebensende abschätzen.

Anschließend ging es dann gegen vier Uhr Nachmittags - inzwischen waren wir alle doch recht müde - nach Hause. Für uns war der Tag eine große Bereicherung und wir raten jedem Leistungskurs, sich zumindest für die Teilnahme an zukünftigen Veranstaltungen dieser Art zu bewerben, auch wenn er wahrscheinlich nicht so gute Grundvoraussetzungen wie wir mitbringt.

Daniel Schmidt-Loebe für den LK Physik

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